Die Lokalmatadoren Roger Kluge und Theo Reinhardt haben am Samstagabend im mit 8000 Zuschauern ausverkauften Berliner Velodrom das SIXDAYS Weekend 2025 gewonnen. Die zweimaligen Berlin-Sieger setzten sich in einem hoch-dramatischen Finale mit 176 Punkten vor den Niederländern Yoeri Havik/Philip Heijnen (167) und den Italienern Elia Viviani/Michelle Scartezzini (163) durch und bescherten Reinhardt damit einen standesgemäßen Abschied. Reinhardt, zweimaliger Weltmeister und dreifacher Europameister, beendete am Samstagabend mit 34 Jahren seine erfolgreiche Karriere.

Roger Kluge und Theo Reinhardt fuhren Hand in Hand jubelnd über die Ziellinie, Reinhardt ballte immer wieder die Faust und stemmte sein FES-Rad triumphierend gen Hallendach: Mit einer fantastischen Energieleistung in den letzten 20 Runden sicherten sich Kluge/Reinhardt nach 2019 und 2023 ihren dritten Gesamtsieg beim Berliner Sechstagerennen. „Ich bin froh, dass wir es nochmal geschafft haben. Das war einmalig. Wir sind auf einer Euphorie-Welle der Fans geschwommen – das hat so gepusht. Diesen Abend wird Theo sicher nicht vergessen“, freute sich Kluge nach der Zieldurchfahrt. Reinhardt lobte ebenfalls das euphorische Publikum, das für viele Gänsehautmomente sorgte. „Es war geisteskrank. Ich hoffe, es geht die nächsten Jahre hier so weiter. Es war eine Riesenstimmung – die gibt es so nur in Berlin“, freute sich Reinhardt.

Mit fünf Punkten Rückstand auf die Spitzenreiter Elia Viviani und Michelle Scartezzini aus Italien (82 Punkte) gingen die Lokalmatadoren Kluge und Reinhardt (77) in den entscheidenden Abend. Ebenfalls mit Chancen auf den Gesamtsieg im zwölf Mannschaften umfassenden Feld waren noch die Niederländer Yoeri Havik/Philip Heijnen (68) unterwegs. Nach Punktefahren und der ersten kleinen Jagd (80 Runden vergrößerte sich sogar der Rückstand von Kluge/Reinhardt etwas. Nach dem ersten Teil des Derny-Rennens konnten Kluge/Reinhardt aber nach dem Sieg Reinhardts wieder die Nullrunde aufschließen. In der abschließenden großen Jagd über 120 Runden kam es dann zum Showdown der drei Top-Teams mit dem besseren Ende für Roger Kluge und Theo Reinhardt.

Den emotionalen Höhepunkt des Abends gab es schon etwa eine Stunde vorher, als Theo Reinhardt feierlich mit stehenden Ovationen des Publikums verabschiedet wurde. Der 34-Jährige beendete beim SIXDAYS Weekend seine erfolgreiche Karriere und arbeitet künftig als Trainer für German Cycling. Schon bevor Reinhardt zusammen mit Sohn Pepe auf seine Ehrenrunde ging und zum Abschluss durch das Spalier seiner Kollegen in die Arme seine Frau Jane fuhr, übermannten den Berliner seine Emotionen. „So einen Abschied kann man sich nicht kaufen. Wahnsinn. Danke Berlin!“, sagte Reinhardt unter Tränen. Valts Miltovics, Managing Director vom Veranstalter Madison Sports GmbH, überreichte Reinhardt eine Erinnerungstafel mit Original-Holz des Velodroms, deren Piste 2017 erneuert wurde. „Wir werden Dich vermissen und wünschen Dir alles Gute“, war darauf zu lesen.

Im Sprint der Frauen setzte sich hauchdünn Lea Sophie Friedrich aus Cottbus durch. Die achtmalige Weltmeisterin und Olympia-Zweite von Paris wiederholte damit ihren Sieg aus dem Vorjahr. Im entscheidenden letzten Sprint des Abends setzte sich Friedrich gegen Emma Hinze aus Cottbus durch, die zum Auftakt des Abends das Keirin gewonnen hatte und damit nochmals Spannung in den Wettbewerb gebracht hatte. Friedrich siegte mit 101 Punkten vor Hinze (100) und der fünfmaligen Weltmeisterin Pauline Grabosch (68). Im Zeitfahren stellte Friedrich zudem mit 13,154 Sekunden erneut einen Bahnrekord auf. „Die Form ist schon gut. Das war eine willkommene Standortbestimmung. Das Publikum war wieder mega“, sagte Friedrich und verteilte an ihren Konkurrentinnen eine Champagnerdusche. Ab 12. Februar startet Lea Sophie Friedrich bei der Europameisterschaft in Heusden/Zolder (Belgien).

Bei den Sprint-Männern siegte mit dem Polen Mateusz Rudyk ebenfalls der Vorjahresgewinner. Der Olympia-Fünfte von Paris 2024 setzte sich mit 95 Punkten vor dem Cottbuser Maximilian Dörnbach (87) und dem Berliner Robert Förstemann (80) durch. Im Rahmenprogramm stellte Förstemann, der schon viermal das Sprint-Turnier in Berlin gewinnen konnte, zusammen mit seinem sehbehinderten Partner Thomas Ulbricht einen neuen deutschen Rekord im 500-Meter-Zeitfahren (fliegender Start) auf. Das Duo, das bei den Paralympischen Spielen 2024 in Paris die Bronzemedaille gewonnen hatte, legte die beiden Runden in 25,970 Sekunden zurück. „Die Stimmung war geil – davon kann sich Paris eine Scheibe abschneiden“, sagte der Wahl-Berliner begeistert.